Exkursion: „Ameisen der Streuobstwiesen und ihre Rolle in der Nahrungskette“

24.05.2014 (12:00)

Am 24.05.2014 fand eine geführte Exkursion zum Thema „Ameisen der Streuobstwiese und ihre Rolle in der Nahrungskette“ statt. Veranstalter waren der Arbeitskreis Streuobst in Maintal in Kooperation mit der Staatlichen Vogelschutzwarte Frankfurt und dem Landschaftspflegeverband MKK.

Diplombiologe Gerd Bauschmann von der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, der sich bereits in seiner Diplomarbeit intensiv mit Ameisen beschäftigt hatte, gab einer sehr interessierten Gruppe von Teilnehmern viele wertvolle Informationen und Tipps.

Herr Bauschmann erläuterte zunächst wichtige Merkmale zur Untergliederung der Tiergruppe und Artunterscheidung. Ameisen gehören in die Verwandtschaft von Bienen und Wespen. In Deutschland kommen 114 Arten vor, in Hessen 83. Schätzungsweise können bis zu 40 Ameisenarten auf deutschen Streuobstwiesen vorkommen, die konkrete Zahl ist aber sehr stark abhängig von den jeweiligen Boden- und Klimaverhältnissen. Zur kompletten Erfassung muss auch über einen längeren Zeitraum genau von Spezialisten untersucht werden.

Bei der Exkursion konnten immerhin auf Anhieb schon 10 Ameisenarten festgestellt werden, darunter auch eine in Hessen stark gefährdete Rote –Liste Art. Besonders Interessantes zur Lebensweise wusste Herr Bauschmann   von den „Sklavenameisen“ zu berichten, die Dienste zur Brutpflege für andere Ameisenarten verrichten müssen oder zur „Diebsameise“, eine winzig kleine Art, die sich am Rande anderer Ameisennester ansiedelt, um auf Diebestour in deren Nester zu gehen.

Folgende Ameisenarten wurden gefunden:

  • Gelbe Wiesenameise auf Streuobstwiesen (Bild mit Erlaubnis der ökologischen Forschungsstation Schlüchtern verwendbar)Myrmica scabrinodis (Trockenrasen-Knotenameise)
  • Myrmica rubra (Rote Gartenameise)
  • Solenopsis fugax (Diebsameise), RL Hessen: 2
  • Lasius niger (Schwarze Wegameise)
  • Lasius brunneus (Braune Wegameise)
  • Lasius flavus (Gelbe Wiesenameise)
  • Lasus fuliginosus (Glänzendschwarze Holzameise)
  • Formica fusca (Grauschwarze Sklavenameise)
  • Formica cunicularia (Rotrückige Sklavenameise)
  • Formica rufibarbis (Rotbärtige Sklavenameise)

Außerdem wurde noch das Ameisenfischchen (Atelura formicaria) als Ameisengast in einen Nest gefunden. Diese golden glänzenden Urinsekten aus der Verwandtschaft der aus Badezimmern bekannten Silberfischchen leben ausschließlich in Ameisennestern und ernähren sich vom Abfall der Ameisen oder bedienen sich, wenn eine Ameise ihre Nestkollegin füttern will.

Es standen auch viele ökologische Fragen im Mittelpunkt des Interesses. Es wurde auf die bedeutende Rolle in der Nahrungskette hingewiesen. Für den Vogel des Jahres, den Grünspecht, stellen die Ameisen z.B. die fast ausschließliche Nahrungsquelle dar, ebenso für den bedrohten Wendehals. Für die Mitglieder des Arbeitskreises Streuobst war daher wichtig zu erfahren - welche Voraussetzungen zur Besiedlung der Streuobstwiesen sollten erfüllt sein, wie sollte der Lebensraum am besten für Ameisen gestaltet sein, insbesondere wie sollte die Bewirtschaftung der Wiesen optimalerweise erfolgen.

Gerd Bauschmann, der sich schon bei der Begrüßung als Streuobstwiesenfreund und –bewirtschafter „geoutet“ hatte, konnte hier aus seinem Erfahrungsschatz berichten. Wichtig ist aus seiner Sicht die regelmäßige Nutzung bzw. Pflege des Grünlandes, denn im Gebüsch oder im hohen Gras verschwinden viele der wärmeliebenden Ameisenarten. Außerdem können Grünspecht, Wendehals und Co. die Ameisen im hohen Gras überhaupt nicht mehr erreichen. Auch wöchentliches Mähen mit dem Rasenmäher sei der Artenvielfalt abträglich, denn dadurch würden die Ameisenstaaten immer wieder zerstört und würden verschwinden. Die Abwechslung auf den Maintaler Streuobstwiesen sei vorbildlich, denn durch das Nebeneinander von Ziegen- und Rinderbeweidung mit Mahdflächen wäre ein ideales Nutzungsmosaik entstanden. Bauschmann lobte ausdrücklich auch die Entbuschung von Brachflächen sowie die Nachpflanzung von Hochstämmen durch den Arbeitskreis Streuobst.

Gerd Bauschmann, der sIch schon bei der Begrüßung als Streuobstwiesenfreund „geoutet“ hatte, konnte aus seinem Erfahrungsschatz berichten.
Gerd Bauschmann, der sIch schon bei der Begrüßung als Streuobstwiesenfreund „geoutet“ hatte, konnte aus seinem Erfahrungsschatz berichten.

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